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Prefața lui Hans Bergel la ediția a II-a

Wolf von Aichelburg - Gedichte, Poezii în traducerea lui Dan Dănilă

Editura InfoArt Media, Sibiu 2012, ISBN 978-606-8341-11-8

 

 

 

Anfang Januar 2012 wäre Wolf von Aichelburg (geboren am 3. Januar 1912 in Pola, gestorben am 24. August 1994 auf Mallorca) hundert Jahre alt geworden. Was hat dieser an der Adria geborene, vor der Küste der Mittelmeerinsel Mallorca verstorbene Schriftsteller, Komponist und Maler mit Siebenbürgen, mit Hermannstadt zu tun? Der Vater war Korvettenkapitän der habsburgischen Kriegsmarine und trat 1918 in rumänische Dienste. Wolf besuchte das Brukenthal–Lyzeum, ging aber schon Anfang der dreißiger Jahre zum Studium nach Deutschland, Frankreich, England, Italien. Als er nach Hermannstadt zurückkehrte, war seine geistige und künstlerische Orientierung dezidiert die eines Mittel-, West- und Südeuropäers, keinesfalls die eines Südosteuropäers. Sie blieb es bis zu seinem Tod. Die starke emotionale Wesenskomponente des Südostens war ihm ebenso fremd wie dessen Laisser faire der Lebensauffasung. Das unterschied ihn nicht nur von seinen rumänischen Autorenfreunden – deren er viele und bedeutende hatte –, sondern auch von seinen deutschen Landsleuten in Siebenbürgen. In der bewußten dichterischen Nachfolge Rilkes (1875-1926), Stefan Georges (1868-1933) und Georg Trakls (1887-1914) und deren betontem Formbewusstsein, waren ihm zugleich die ästhetischen Leitgedanken der französischen clarté und lucidité oberste Prinzipien. Wohl schloss er sich dem Kreis der deutschen Autoren, Künstler und Wissenschaftler Hermannstadts in den Jahren vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg an - wie z. B. Harald Krasser (1906-1981), Gustav Gündisch (1907-1996), Andreas Birkner (1911-1998) –, doch blieb er unverkennbar der Vertreter westlicher Kulturprägung. Der deutliche französische Einfluss machte ihn während einiger Bukarester Jahre zum geschätzten Kollegen angesehener rumänischer Literaten, die ihn als Übersetzer ins Deutsche und als intellektuellen Kosmopoliten schätzten. So übersetzte er z. B. Lucian Blaga (1895–1961), Radu Stanca (1920–1962), Stefan Augustin Doinas (1920-2000), oder er wurde - wie im Fall Doinas - von ihnen ins Rumänische übersetzt.  Trotz aller landfremden Charakteristika band Rumänien den geborenen Österreicher von Aichelburg - dessen Adelsprädikat auf das frühe 16. Jahrhundert zurückging – in vielfachem Sinne an sich, nicht zuletzt auch mit tragischem Aspekt: Nach geistigem Habitus das Gegenteil kommunistischer Thesen, kam der Sechsunddreißigjährige 1948 für vier Jahre ins Gefängnis, 1959 wurde er als Mitglied der deutschen Schriftstellergruppe in Kronstadt zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt; nach dem Begnadigungsdekret von 1962 kam er, wie schon einmal, für Jahre in den Zwangsaufenthalt. 1980 emigrierte er aus Rumänien – vielfach psychisch zermürbt, materiell ruiniert und infolge politischer Verhältnisse um eine glänzende Laufbahn als homme de lettres betrogen.  Der Außenseiter Wolf von Aichelburg war durch eine ungewöhnliche Fülle an Wissen wie durch die Kommunikativität und Aufgeschlossenheit seines Wesens in jeder Umgebung willkommen. Da ihm nichts Provinzielles anhaftete, wirkte er auf alle, die ihn näher kannten, wie der Bote aus einer Welt des freien Geistes. So brachte er auch ins Leben der kunst- und literaturinteressierten Hermannstädter Gesellschaft eine in ihrer Art einmalige Note. Wer das intellektuelle Hermannstadt von ehemals kannte, kann es sich ohne von Aichelburgs Präsenz nicht vorstellen. Da er alles, was mit Kunst und Kultur zu tun hatte, als ein übernationales Gut wertete, wurde er auch zum Vermittler zwischen den Nationen.  Die Stadt Hermannstadt hat die besten Gründe, sich dieses bemerkenswerten Sohnes aus Anlass seines 100. Geburtstags zu erinnern. Der Wahlhermannstädter Wolf von Aichelburg war einer im Licht und Schatten der Geschichte des 20. Jahrhunderts herausragender Bürger dieser Stadt.  

                                                                                                           Hans Bergel